23. März 2018

Heute ist der Tag der Meteorologie. Das trifft sich gut, um Blau zu machen. Das könnte auch ein anderer Tag sein. Es gibt ja unzählige Tage der... «Tage der Landstreicher», «Tage der offenen Bienenkörbe» oder «Tage der offenen Kühlschranktüren». Oder eben: der «Blaue Montag».

Der kam, so berichten Wikipedia und andere Quellen, vom Färben von Stoffen. Damit ein Stoff eine blaue Farbe bekam, verwendete man den sogenannten Färberwaid (Isatis tinctoria). Diese Pflanze ist nicht wasserlöslich. Das erreichte man erst, wenn man dem Farbsud Sauerstoff entzog. Und das gelang am einfachsten: mit Urin.




Immer wieder finden sich solche Ufo-ähnliche Wolkengebilde über dem kleinen Quertal der Aescher bzw. Pfeffinger Klus.

Also Urin, den man mit Alkohol vermischte. Noch idealer: man holte ihn dort ab, wo viel Alkohol getrunken wurde, nämlich in den Spelunken und Kneipen. Auch dann gab es immer noch kein Blau im Stoff. Der entstand erst, wenn der Stoff in der Sonne gärte. Das brauchte Zeit und einen blauen Himmel (weil sonst wenig Sonne). Nun konnten die Färber also am ersten Arbeitstag der Woche Blau machen, sich ein paar Schnäpse genehmigen und für Urinnachschub sorgen.

Wieder hat das wenig mit diesem Blog-Eintrag zu tun. Im übrigen dürfte mein Urin, als eifriger Kaffeetrinker, auch nicht die richtige Wirkung haben. Aber die Wirkung von «Blau machen» kann ebenso inspirierend sein, wie einige Gläschen eines edlen Destillates. Vor allem, wenn man dies an einer Ecke der Schweiz tut, die kaum wie eine andere sonderbare Wolkengebilde hervorbringt. In der Klus bei Aesch im Baselland.




Hätte man ein paar Gläschen zu viel und den blauen Montag zu heftig gefeiert, könnte man über solche Wolken ins Zweifeln kommen

Ein paar Momente in den Himmel zu gucken, kann enorm anregend sein. Als etwa vierjähriger Bub lag ich oft stundenlang im Gras und guckte den Wolken zu, wie sie sich veränderten und langsam auflösten in weissen Schlieren, bis nur noch das unbewegte Blau des Himmels zu sehen war – oder sich eine neue Wolke ins Blickfeld schob. Heute gelingt mir dieser lange, ruhige Blick nur noch selten. Aber immer wieder einmal. Und dann kommen Geschichten und Fortsetzungen von angefangenen Geschichten und Ideen zu neuen Anfängen. Biografien, die sich plötzlich verändern, Helden, die tragisch enden, Glücksritter, die nie dorthin kamen, wohin sie eigentlich wollten.
 



Blau machen ist nicht immer einfach – wenn es Wolken gibt, die sich allzu sehr mit Feuchtigkeit aufladen …

So überlasse ich den Tag der Metereologie lieber den Metereologen und mache Blau, um neue Geschichten zu finden. Oder, was ich ebenso gerne tue, um Geschichten und Reden für andere zu schreiben. Jetzt wäre wieder Zeit für eine spannende Biografie (siehe auch Biografie HJS).