2. April 2017

Der Kern der Wahrheit scheint im Ei zu stecken. Genauer im Embryo. Am 1. April 2017 strahlte ARTE eine 52minütige Dokumentation des französischen Filmers Jacques Mitsch aus. «Neues vom Neandertaler – Oder die Geheimnisse unserer Herkunft».

Thema war die Entdeckung eines Skeletts. Die Besonderheit: Es handelte sich um eine Frau, nachweislich homo sapiens, welche bei der Geburt gestorben war. Das Ungeborene war mit beerdigt worden. Nach genauen wissenschaftlichen Untersuchungen stellte sich heraus, dass dieses Kind DNA-Spuren eines Neandertalers aufwies. Die Sendung endete damit, dass sie als aufwändig produzierten 1.-April-Scherz aufgedeckt wurde.

Mit dieser Sendung hätte Jacques Mitsch das Goldene Ei verdient. Diese Auszeichnung verlieh der Deutsche Tonio von Riedemann (Nachfahre des Oeltanker-Erfinders Wilhelm Anton Riedemann) jenen, die eine herausragende Erfindung oder Produktion zuwege brachten. Posthum war die Auszeichnung erstmals an William Painter vergeben worden, der 1892 den Kronkorken (mitsamt Flaschenöffner) erfunden hatte. Leider starb von Riedemann 1941. Denn just zu der Zeit entwickelte Thomas Engel eine Polyäthylenverbindung, mit der er zum Erfinder der Kunststoffbadewanne wurde. Er hätte mit Sicherheit die Auszeichnung bekommen.


Das goldene Ei als Preis für herausragende Neuheiten

Der Preis innerhalb der Stiftung «Aktion für das goldene Ei», welche der Industrielle Tonio von Riedemann ins Leben rief (Entwurfsskizze von Albert Froelich)


Goldene Eier sind übrigens wieder ganz gross im Kommen. Seit 2015 bringt eine Bäckerei in Norddeutschland vergoldete Ostereier auf den Markt. Preis pro Stück – je nach Goldkarat – ab 120 Euro. Nach den Fabergé-Eiern für die absolute Oberklasse kann nun fast jedermann bei sich zu Hause ein wertvolles Ei aufstellen. Bleibt zu hoffen, dass darunter kein geklontes Dinosaurier-Ei versteckt wurde. Ausbrüten könnte dies der kuriose Franzose Abraham Poincheval.


Goldene Ostereier aus einer deutschen Bäckerei

Goldene Eier sind in. Eine deutsche Bäckerei verkauft goldene Oster-Eier  / @ Foto Marc Köppelmann


Der sitzt nämlich zurzeit in Paris in einer Galerie. Bis spätestens Ostern will er dort 10 Eier ausbrüten. Und das alles unter ständiger Beobachtung «kunstverständiger» Galerie-Besucher. Poincheval hat übrigens schon verschiedene kuriose Kunstperformances durchgestanden oder durchgesessen. Auf einer zwei Quadratmeter grossen Platte in zehn Metern Höhe, in einer überdimensionierten Glasflasche schwimmend auf der Rhone, eingeklemmt in einem massgefertigten Kalksteinbrocken während mehrerer Tage und Nächte (ebenfalls in einer Kunstgalerie) usw.


Poincheval beim Ausbrüten von Eiern

In der Galerie Palais de Tokyo in Paris will Abraham als menschliche Henne fungieren und gelduldig zehn Eier ausbrüten. © AFP


Es ist klar: dieser Blog-Beitrag ist eine 1.-April-Geschichte. Unklar bleibt, was im Kern wahr ist. Wenn Sie die richtigen Fakes und die falschen Wahrheiten herausfinden, schicken Sie die Lösung bis Montag, 8. Mai 2017 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! – Es werden fünf Backsteinbücher verlost.

P.S. Bei all den Fake-News, die täglich zu lesen sind, wird es immer schwerer, wirklich wahre 1.-April-Geschichten zu erfinden.
PPS. Manche Biografien sind so verwickelt, dass sie schlicht unglaublich wirken. An einer solchen arbeite ich gerade.